Jul
07

Tagesbericht 3. Tag

*Klack* Klack* *Klack*… hörst du sie? Hörst du wie meine Kiefer knacken? Giftig und spitz… *Klack* *Klack* Klack*… Sie wiegen sich in Sicherheit… doch meine Gefährten sind überall… starren mit einer unzählbaren Menge von Augen, wandern mit unzähligen Beinen, agieren im Dunkeln, versteckt… und berichten mir das Vorhaben dieser Menschen.

Im Morgengrauen erwachten sie… einige von ihnen schienen Sport zu treiben, vielleicht stählen sie sich für einen Angriff?… Nach ihrer gewohnten Nahrungsaufnahme am Morgen begannen sie sich zu formieren. Gruppenweise schienen sie etwas zu planen, spielten, tanzten und übten sich in Rituale und Gemeinschaft… Diese Menschen können mich nicht täuschen! Sie wollen unseren Schatz, unseren Wald, unser Zuhause!…

Tief im verbotenen Wald, hinter den Bäumen, zwischen Hügeln aus Sand und Gestrüpp leben wir. Unsere riesigen Netze sind gespannt… verschlingen alles, was sie berührt… Die Menschlinge gaben uns den Namen Acromantula, oder auch Riesenspinne…Ich, Aragog, gehöre zu einer alten Art. In meiner Welt gibt es meine Brüder und Schwestern in allen möglichen Größen. Ich bin der größte von allen, größer als die mickrigen Menschlinge, drei Meter an der Zahl…

Ich habe sie durchschaut. Spätestens als die Oberhäupter der Menschlinge, aus ihrer ursprünglichen Heimat eintrafen, wusste ich, sie planen einen Angriff. Überschwänglich wurden sie begrüßt und stärkten sich bei einem reichhaltigen Mahl…

In den Hinterhalt haben wir sie gelockt… ruhig und gerissen harrten wir aus. Die Vertrauensschüler schwärmten in unseren Wald, fest entschlossen lechzten sie nach unserem Schatz. Meine Gefährten, in dunklen Ecken versteckt, erfuhren schon lange vorher von ihrem Plan, unsere wertvollen Eier für ihre Schüler stehlen zu wollen…                                                                                                                                         Präzise, schnell, mit einem dunklen Leuchten in den Augen, sanken wir von den Bäumen herab. Jeden einzelnen packten wir und spannten unser undurchdringliches Netz, verwoben ihre Körper eng umschlungen und trugen sie an versteckte Orte, tief im verbotenen Wald…

Nicht lang und die Menschlinge erfuhren von dem Schicksal ihrer Kameraden… derweilen legten ein paar meiner Gefährten das Lager zur Warnung in ein weißes klebriges Kleid aus unseren Netzen…

Ohne zu zögern, ohne zu murren, formierten sich die Menschlinge erneut und übten sich in ihrer Zauberkunst… Zaubersprüche, welche mir nur allzu bekannt sind. „Arania exumai…“ Schon oft schlugen uns Menschlinge mit diesem Fluch in die Flucht. Auch Heilzauber, um die mickrigen Gliedmaßen der Vertrauensschüler zu retten wurden einstudiert. So hörten meine Gefährten „Ferula…“ und „Episkey…“, in Chören halten ihre Stimmen durch die Räume des Lagers…

Wir hörten sie schon von Weitem… geschwächt durch den Kampf mit den Vertrauensschülern zuvor, hielten wir uns zunächst bedeckt, um unsere Gegner besser einschätzen zu können. Die Schüler ahnten nicht, dass sie bei ihrem Rettungsversuch von abertausenden schwarz leuchtenden Augen verfolgt wurden…

Es schien als seien Zauber nicht genug… die Schüler versorgten ihre gefundenen Kameraden mit Verbänden und bauten ihnen unglaubliche Tragen, um sie in Sicherheit zu bringen… Meine acht Augen waren verzückt von dem Anblick dieser Werke… bis zu diesem Zeitpunkt war ich davon überzeugt, wir Spinnen seien die einzigen, die ein solches Konstrukt mit leichtfertiger Perfektion aus dem Nichts hervorbringen können! …                                                                                                                         Und so ließen wir sie von dannen ziehen…

Spähern zu folge trat ein weiteres Oberhaupt der Menschlinge hervor… Sie nennen ihn Pater Lucas… Ob er uns Spinnen denn wohlgesonnen ist? Trotz Mühen begaben sich meinen Gefährten, wiedermal versteckt in kalten dunklen Spalten und Ritzen, um die Menschlinge zu beobachten. Sie feierten eine Messe, die von dem Oberhaupt in der Kirche angeführt worden ist… Die Worte, welche mir zugetragen worden sind gefallen mir. Es ist wie bei uns Spinnen. Gemeinsam sind wir stark, zusammen erreichen wir unsere Ziele. Streit und Kämpfe legen uns nur Steine in den Weg…

Ermutigt schienen die Menschlinge ihren Triumph auszukosten und legten sich früh zu Ruh, um neue Kräfte zu erlangen…

PLÖTZLICH… ein Aufruhr! Mysteriöse Klänge und Melodien hallten durch die Schlafsäle der Schüler! Schellende Töne und lautes Raunen folgten! Der Kampfes-Wille war geweckt und die Schüler bereit ihre Kameraden zu rächen und unseren Schatz zu erbeuten! Sie packten ihre Zauberstäbe und erneut hallten ihre Chöre bis hin zum verbotenen Wald: „ARANIA EXUMAI! ARANIA EXUMAI! ARANIA EXUMAI!!!“ … und so begaben sich die Schüler in den Wald…

Im Wald lauern Gefahren… wir Spinnen brauchen uns nicht vor den anderen Kreaturen zu fürchten… bei den Menschlingen sieht es jedoch anders aus. Wesen mit starren Gesichtern, Kreaturen mit zotteligen Haaren säumten die Wege. Nur kleine verzauberte Lichter wiesen die Richtung an. Ich erblickte, wie mutig die Schüler des Lagers umherwanderten… abwartend auf eine gute Gelegenheit sie zu packen…

An unserem Schatz angekommen kam es dann zum Kampf! Die Schüler wehrten sich makellos gegen meine präzisen Ausführungen. Ich, Aragog, hatte sie wohl unterschätzt. Ihr Zauber war einfach zu stark, ihr Zusammenhalt schien unüberwindbar… Und so zogen meine Gefährten und ich von dannen, hinein in die Dunkelheit….

So kehrten die Menschlinge, Schüler, Vertrauensschüler und Professoren gemeinsam zurück in ihr Lager… Triumphal öffneten sie die silbernen Eier und teilten die hervorschauenden Goldmünzen unter sich auf…