9. Tag – 23.07.2025
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Ich sitze jetzt gerade an meinem Küchentisch, vor mir ein Stück Weißbrot von der Insel. Reste, die wir mitgebracht haben ein Stück gesalzene Butter dabei. Ich denke gerade an das Brot das gerne mal Verstopfung hervorruft und definitiv nicht an das heimische Brot heran kommt. Aber ich lächle dabei. Neben mir steht der Koffer, der immer noch geschlossen ist und ich überlege, ob ich wohl alles wieder mit nach Hause bekommen habe und wie ich das, was alles passiert ist, überhaupt zusammenfassen kann.
Wenn man mich jetzt fragen würde, wie war denn nun der letzte Tag? Wie war die Abreise? Ich glaube, dann würde ich kurz Antworten. Ja, wir sind aufgestanden. Wir haben alle Sachen gepackt, die Kinder geweckt. Gemeinsam gefrühstückt die letzten Sachen auf den LKW und in den Bulli gepackt, sind noch eine Runde im Dorf gewesen. Haben dann die Fähre genommen, sind in den Bus gestiegen, haben größtenteils alle geschlafen und sind unseren Eltern, Verwandten und Freunden in die Arme gefallen, als wir wieder angekommen sind.
Was ich nicht so einfach umschreiben kann, ist das was die letzten Tage auf Ameland alles passiert ist. Diese Gefühlswelt, die sich gerade in mir sammelt, während ich hier vor meinem Stück Weißbrot sitze. Ich kann euch sagen die ganze Bandbreite: Freude, Trauer, Überraschung, Ekel, Wut. Alles dabei.
Freude in allen Momenten, in denen ich singe, tanze, bei Spielen mitmache. Wenn ich dran denke mit Kindern Volleyball oder Rundlauf zu spielen. Oder einfach mal irgendwas dummes zu machen, weil nach müde kommt dumm. Freude darüber, dass es endlich wieder zum Strand geht. Freude darüber, dass wir gemeinsam etwas schaffen. Sei es die Musik beim Abspülen oder irgendwelche schlechten Witze die uns Kinder erzählen. Ob Dino Masken, ob Kinder, die uns zeigen wie man richtig Turnt oder uns neue Tänze beibringen. Die Musik von der Ameland-Band und dem Männerchor. Freude über jede Umarmung und nette Worte.
Überraschung bei jeder neuen Idee. Jede Sache, die vielleicht nicht so läuft, wie man sie geplant hat, für kleine Geschenke, für Komplimente von Kindern, für Erinnerungen von Kindern von den letzten Jahren, was sie alles behalten haben. Oder auch Überraschung innerhalb unseres Teams, wie zum Beispiel durch Fotos an den Wänden oder ein besonderes leckeres Essen oder wie unterschiedlich wir doch Ordnung in einem Zimmer wahrnehmen.
Zugegeben Ekel, wenn man doch mal das ein oder andere Unrat wegräumen muss und sich gerade nicht so ganz überwinden kann oder eine glitschige Qualle am Strand liegt oder im Wasser schwimmt, oder mal was vom Schweineeimer daneben geht, oder man von einem Spiel so durchgeschwitzt ist, dass man am liebsten direkt unter die Dusche steigen möchte.
Wut, weil es vielleicht einfach mal kleine Unstimmigkeiten oder Missverständnisse gibt, oder man einfach ein Spiel verloren hat, oder einfach, weil man nur ganz schön müde ist und gerade nicht anders kann und sich dann trotzdem wieder verträgt und zeigt wie sehr wir uns lieb haben.
Und natürlich Trauer. Traurig sein, dass die schöne Zeit zu Ende geht. Traurig sein, dass einige von uns nicht mehr mitfahren, weil es ihr letztes Jahr war. Traurig, weil wir uns wünschen, dass es immer so weitergeht.
Jetzt schaue ich gerade noch runter und entdecke einen blauen Fleck an mir und stelle fest: Da sind einige mehr, einige kleine Schrammen. Einige Kratzer und ich empfinde etwas stolz, denn ich weiß ganz genau bei welchen Momenten diese entstanden sind und weiß, wie ich gefallen mir weh getan, eine Träne verdrückt und mir wieder aufgeholfen wurde. Wie ich vor Lachen gestolpert, tollpatschig gegen jemanden gestoßen bin und beide Lachend zu Boden gehen. Ich denke an blaue Flecken von der Sehne vom Bogenschießen, die meinen Arm streift und kleinen Kratzern vom Überlebensspiel.
Das diesjährige Motto war das „Ameland Camp 2025 – …, holt mich hier nicht raus!“ und ich finde das hat es mal wieder auf den Punkt getroffen. Denn all diese schönen Momente. All diese echten Erfahrungen machen es doch immer wieder aus und wir sind wirklich dankbar, dass so viele Menschen uns dabei unterstützen, dass die Eltern uns wertschätzen, dass die Kinder so vieles mitmachen, auch eigene Ideen einbringen und jedes Jahr gerne wieder dabei sind, dass wir so viele Menschen haben, die uns mit Geld und Material unterstützen, dass wir ein großartiges Team haben, ob in der Küche, in der Leitung, in der Organisation oder eben als Gruppie. Holt uns hier bloß nicht raus!
Und ich freue mich jetzt schon auf Momente. Wenn wir sagen, „..weißt du noch…“ und ich anfange zu lächeln.
Bis bald auf Ameland